Am liebsten würde ich euch alle hier zu mir in den Garten einladen und anstelle von Rundbriefschreiben gemütlich bei einer Tasse Kaffee mit euch erzählen. Um mich herum blüht es in allen Farben, die Sonne scheint, es summt und zwitschert, es bellt und kräht. „Man ist nirgendwo dem Herzen Gottes näher, als in einem Garten“, steht auf dem Kalenderblatt vom Juni und das kann ich bestätigen. Hier kommt mein Herz ganz oft zur Ruhe, wenn ich innerlich verloren, gereizt oder überfordert bin. Sowohl bei der Gartenarbeit, als auch beim Ernten oder einfach nur Ausruhen, alles ist „Therapie“ und bringt mich ins Staunen über Gott, welcher das alles wachsen, blühen und reifen lässt. Wenn ich vertrocknete Blüten ausbreche, erinnert mich das an die Vergänglichkeit meines Lebens. Unkraut wächst überall schnell, verzweigt und raubt dem Guten Platz und Nährstoffe. Den gleichen Kampf kämpfen wir auch im geistlichen Leben. Reißen wir Böses, vom Feind gesät, nicht rechtzeitig aus, überwuchert es unser inneres Leben, bringt Wachstum zum Stoppen und Früchte sind dementsprechend mickrig. Viele Lektionen gibt’s im Garten zu Lernen. Vielleicht überlegt sich der eine oder andere doch ein Stück Garten anzulegen – es lohnt sich!
Am 14. Juni haben wir Julias 18. Geburtstag gefeiert und hatten tatsächlich genügend Gartenstühle für alle Gäste. Mittags kamen ihre Schulklasse und einige Freundinnen. Abends genossen wir die traute Familienrunde bei einem romantischen Abendessen in einem Lokal in der Stadtmauer von Hermannstadt. Erstaunlich, wie schnell unsere Kinder erwachsen werden. Julia macht zurzeit den Führerschein und hat im Sommer für 4 Wochen einen Ferienjob in Deutschland. So kann sie auch einige ihrer Cousinen und Cousins wieder sehen, natürlich auch die Großeltern, Tanten und Onkel. Dieses Schuljahr musste sie im Praktikum schon oft unterrichten: 3. und 4. Klasse und im Kindergarten. Es macht ihr nach wie vor Spaß, auch wenn sie mit ihrer Geduld und Ausdauer zum Lernen an ihre Grenzen stößt.
Benjamin spaltet grad Holz für die kalten Wintertage. Im Hof und Stall gibt’s immer was zu tun. Letzte Woche hat er mit Matthias ein Gestell für Kiwibäumchen gebaut und einbetoniert. Er arbeitet gern und gut praktische Sachen, bastelt am VW- Käfer und Moped rum und findet es schrecklich, noch 2 ½ Jahre auf seinen Führerschein warten zu müssen. (Zum Glück gibt’s hier Feldwege zur Genüge.) Wenn er nicht gerade Fußball schaut, in Facebook oder mit der Jugend unterwegs ist, nimmt er schon auch mal seine Schulbücher zur Hand, wenn auch nur um seine Schultasche zu packen. Unglaublich, wie schnell seine 9. Klasse rum ist. Von der Brukenthalschule aus war er über Pfingsten in Deutschland unterwegs, mit der sächsischen Volkstanzgruppe, als „Schwäbischer Sachse“, in schön bestickter Tracht, mit Lederstiefeln. Seine Lehrerin ist stolz auf ihn.
Naomi übernimmt mehr und mehr Verantwortung in der Schule, lernt gewissenhaft und freut sich über gelungene Fortschritte, besonders in Rumänisch. Sie hat eine gute Beziehung zu ihrer Nachhilfelehrerin, welche sie sehr ermutigt. Zusammen mit Sybille hat sie einem rumänischen Vorschuljungen in deutscher Sprache geholfen für seinen Aufnahmetest zur 1. Klasse. Da konnte sie sogar etwas Taschengeld verdienen. Beim Geigespielen begleitet sie teilweise schon Lieder in der Gemeinde. Das freut uns alle sehr. Auch singt sie gerne. Im Sommer möchte sie mit ihrer Freundin ins Jungscharlager von den Fackelträgern nach Kronstadt gehen. Gleich zu Ferienbeginn fährt sie mit Matthias nach Deutschland wegen einem Termin zur Narben-Verschönerungs OP. Da sind wir gespannt, wie’s wird.
Daniel wird in diesem Sommer 13 Jahre alt, ein echter Teenie in jeder Hinsicht. Immer wieder überlegt er sich und diskutiert mit uns, wozu es das viele, lästige Lernen in Rumänisch, Englisch, Mathe braucht, da er doch eigentlich Landwirt werden will. „Die Schule stiehlt mir so viel Zeit von meinem Leben, so schade. L Ich könnte so viel Schöneres in dieser Zeit anstellen.“ Trotz allem hat Sybille gerade mit ihm ihre Strenge, Konsequenz und Geduld trainiert. Nächste Woche geht er mit seinem Freund Jonathan Kramer zur Clubfreizeit in Breaza. Liebend gern fährt er Fahrrad oder sitzt bei seinem Vater auf dem Motorrad hinten drauf. In den langen Sommerferien wird er Mähdrescher und Traktor auf dem Feld unsicher machen. J
Carolin ist heute mit ihrer Klasse in Kronstadt und zum Schloss Bran unterwegs, als Schulabschlussfahrt. Im Herbst wird sie auch zum Brukenthal-gymnasium wechseln. Wir sind dankbar, dass sie einen Platz erhalten hat. Sie ist sehr selbständig geworden mit Lernen und Hausaufgaben, gewissenhaft und zielstrebig. Sie ist nach wie vor überzeugt, eine Krankenschwesterin J zu werden, am besten eine Frau Maas (so heißt ihr Oberarzt im Olgäle, der sie heute noch betreut). Im Sommer hat sie ihre Routine-Kernspin-Untersuchung. Wir hoffen weiter auf positive Ergebnisse und danken Gott für ihre Heilung. Zu ihrem 10. Geburtstag war Heidemarie, ihre Patentante, hier zu Besuch, das war für sie sehr schön! Vielleicht klappt’s, dass sie im August mit Eunike, ihrer Cousine, zu einer Musicalfreizeit fährt. Sie singt sehr gerne, spielt Geige und setzt sich zwischendurch von sich aus ans Klavier und klimpert ganz tolle Lieder.
Jetzt habt ihr einen kleinen Einblick in unseren „Familiengarten“, da wächst’s und blüht’s, es gedeiht und wird reifer, dank Sonne, Regen, regelmäßig bearbeitetem Boden und Jäten! Gott, der treue Gärtner, sorgt gut für uns! Dafür sind wir von Herzen dankbar. Zu seiner Ehre wollen wir leben. Danke für all eure Gebete, Anrufe, Besuche und jedes liebe Wohltun.
Gott segne Euch!
Liebe Grüße Rosina, Matthias mit Julia, Benjamin, Naomi, Daniel und Carolin.